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Bodenburg

Die mit Wassergräben umzogene ehemalige Grafenburg, von der der zweitgrößte Ortsteil der Stadt Bad Salzdetfurth seinen Namen hat, entstand vermutlich im 9. Jahrhundert als Zentrum eines fränkischen Fiskalbezirks. Sie liegt an der Kreuzung der Frankfurter Heerstraße mit der alten Ost-West-Verbindung zwischen den Kaiserstädten Goslar und Aachen, die die Leine bei Empne/Gronau überquerte. Ein um die Jahrtausendwende hier herrschender Graf Bodo gilt als Namensgeber der Festung. Die Grafschaft Bodenburg gehörte in der Folgezeit zum Reichsstift Gandersheim, von dem die im 12. Jahrhundert nachweisbaren Grafen von Bodenburg ihre Grafschaftsrechte übertragen bekommen hatten.

1359 nehmen die jetzt hier ansässigen Ritter von Steinberg die Burg als Lehen der Welfenherzöge. Ihre Familie gilt als bedeutendste des Hildesheimer Stiftsadels. Im 17. und 18. Jahrhundert entsendet sie ihre Angehörigen als Minister an die welfischen Höfe, darunter den des englischen Königs und hannoverschen Kurfürsten Georg II.

Von Bodenburg aus verwalten die von Steinbergs ihre in der Umgebung gelegenen braunschweigischen und stifthildesheimischen Lehen. Vor dem 30-jährigen Krieg zählen zum Gericht Bodenburg elf Ortschaften, darunter Salzdetfurth, Wehrstedt, Östrum und halb Breinum.

Das heute noch vorhandene Schlossgebäude war ursprünglich Bestandteil eines im Mittelalter allmählich gewachsenen dreistöckigen Mehrecks, das im 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance überbaut wurde. Sein ältester Bestandteil ist der 1,3 m nach Südwesten überhängende Schlossturm, der dem 13. Jahrhundert zugeordnet wird.

Nach dem Erlöschen der v.Steinberg gelangte das Schloss mit seinen Besitzungen an die Familie der Freiherren v. Cramm. Ihr wohl bekanntester Vertreter, der Tennisspieler und Daviscup-Teilnehmer Gottfried v. Cramm hielt sich zwischen 1945 und seinem Tode im Jahre 1976 in Bodenburg auf.

Seit 1998 ist der ehemalige Bullenstall auf dem Schlossgelände mit seinem einmaligen Sattelschwingdach kultureller Anziehungspunkt des Kunstvereins für zeitgenössische Kunst.

Der ehemalige Flecken Bodenburg wirkt noch heute wie eine kleine Stadt. Zahlreiche Geschäfte und Handwerksbetriebe, Banken, Ärzte und Apotheke sowie die hier vorhandene Schule zeugen auch jetzt noch von der zentralen Bedeutung des Ortes für die Versorgung des Umlandes weit über die Südgrenze der Stadt Bad Salzdetfurth hinaus.

Der Flecken geht auf eine Handwerkersiedlung zurück, die schon im 14. Jahrhundert vor den Toren der Burg nachweisbar ist. Die ab 1483 für sie urkundlich belegte Bezeichnung "junkeren plek" verdeutlicht die Einzigartigkeit dieser Ansiedlung, die zu den wenigen zu einem Rittersitz gehörenden Fleckengemeinden zählt. Die Bewohner der ursprünglich mit einem Wall und davor liegenden Wasserflächen geschützten Siedlung verfügten über eine eigene Selbstverwaltung mit zwei Bürgermeistern an der Spitze. Die Bürger besaßen das Recht zu brauen und ihr Bier auch außerhalb Bodenburgs zu verkaufen. Geschätzt wurde im 16. Jahrhundert das Bodenburger "Rotbier". Gestattet war den Einwohnern auch die Abhaltung von vier Jahrmärkten.

Das reichliche Vorkommen von Wasser, das aus mehr als einhundert Quellen oberhalb des Ortes sprudelt, war Grundlage der Wehrhaftigkeit von Burg und Flecken Bodenburg. Gleichzeitig ermöglichte es die umfangreiche Bierbrauerei. Das besondere Verhältnis der Bodenburger zum Wasser findet seinen Niederschlag in der Anlage des "Ökologischen Wasserlehrpfades Bodenburg", der überregionale Bedeutung besitzt. Auch zwei in Kontakt-Kunst-Aktionen von den Einwohnern neu errichtete Brunnenanlagen legen hiervon Zeugnis ab.

Zu den Aktionen, die die in zahlreichen Vereinen organisierten Einwohner unternommen haben, gehört auch die Anlage von Pflanzungen entlang einer Strecke von fast 15.000 m Wanderwegen, von denen die Ortschaft umgeben ist.

Bodenburg besitzt zwei historische Kirchen. Die Bodenburger Hauptkirche St. Johannis liegt außerhalb des alten Fleckens vor dem Sehlemer Tor am Rande einer aufgegebenen Dorfstelle. Der Name des Johannes dem Täufer geweihten Gotteshauses weist auf das hohe Alter der vermutlich im 9. Jahrhundert entstandenen Kapelle hin. Von den v. Steinberg wird sie nach der Reformation als Grablege genutzt. 18 einst in der Kirche aufgefundene Grabsteine aus dem 16. und 17. Jahrhundert befinden sich derzeit im 10 ha großen Schlosspark.

Beeindruckend ist immer noch die barocke Ausstattung der St. Johannis Kirche. Sehenswert ist auch der neu gestaltete Kirchenvorplatz mit seinen sinnbildlichen Darstellungen von 13 Aposteln, darunter auch der Junia, und der vier Evangelisten. Auch hierbei handelt es sich um das Ergebnis einer Kontakt-Kunst-Aktion.

Die Laurentiuskirche ist um 1500 aus der Burgkapelle hervorgegangen. Sie befand sich zunächst im heutigen Pfarrgarten. Um 1800 wurde sie dann an der jetzigen Stelle neu errichtet. Seit den 70er Jahren ist sie die katholische Kirche im Flecken Bodenburg.

1942 wurde das nach dem 30jährigen Krieg zur braunschweigischen Exklave gewordene Bodenburg gemeinsam mit Östrum in den Kreis Marienburg eingegliedert. Das Gemeindewappen von Bodenburg zeigt den Steinbock der Herren von Steinberg und einen Schlüssel, der sich an einem der Leuchter der St. Johannis Kirche befindet. Seit 1974 ist der ehemalige Flecken Bestandteil der Stadt Bad Salzdetfurth.

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