Gedenkstele zur Erinnerung an das Leid der Kurenkinder eingeweiht
In Bad Salzdetfurth weihte am Samstag die Diakonie in Niedersachsen im Beisein von Betroffenen das deutschlandweit erste Mahnmal für misshandelte Verschickungskinder ein.
Bad Salzdetfurth ist dafür als Ort bewusst gewählt. Hier sind 1969 im Kurheim Waldhaus – einer damaligen Einrichtung der Inneren Mission e.V. - drei Kinder während ihres Kuraufenthaltes zu Tode gekommen. Diese drei Fälle waren Folge und Zuspitzung einer letztlich unhaltbaren Situation in der Kinderheilanstalt. Dort gab es zu wenig qualifiziertes und oftmals auch zu wenig Personal.
Die 130 cm hohe und 30 cm breite Gedenkstele erinnert besonders an die drei Kinder Stefan, Kirsten und André. Sie ist aber ebenso ein Mahnmal für das erlittene Leid vieler tausender Verschickungskinder, die zwischen dem Ende der 1940er-Jahre und bis in die 1980er-Jahre in Kinderkurheime verschickt wurden.
Die Gedenkfeier wurde mit der Verlesung eines schriftlichen Grußwortes des niedersächsischen Ministers für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Andreas Philippi, eröffnet. Der Minister betonte darin: „Die Stele ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Mahnmal, ein Zeichen des Respektes vor den Opfern und ihren Angehörigen. Sie ist ein öffentliches Zeichen der Anerkennung verursachten Leids und ein aktiver Beitrag zum öffentlichen Erinnern.“
Nach den eindringlichen Worten von Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, schilderte Sabine Schwemm, niedersächsische Landeskoordinatorin Initiative Verschickungskinder e.V., in einem sehr emotionalen und bewegenden Bericht das ihr angetane Leid während ihres eigenen Kuraufenthaltes in Bad Salzdetfurth und mahnte, genau hinzusehen, wenn es um unsere Kinder geht.
„Der Ort der Stele wurde sorgfältig ausgewählt. Er stellt die Verbindung her zwischen dem damaligen Haus Sonnenblick und dem Kurpark mit den Gradierwerken. Beides sind Symbole für die Gesundung, die mit der Verschickung zur Kinderkur beabsichtigt war“, sagte Björn Gryschka, Bürgermeister der Stadt Bad Salzdetfurth. Er betonte in seiner Rede. „Für die Stadt Bad Salzdetfurth ist es von hoher Bedeutung, dass dieses traurige und tragische Stück unserer Stadtgeschichte gründlich wissenschaftlich aufgearbeitet wurde. Die Stele wird gemeinsam mit der Dauerausstellung im benachbarten Bergbau- und Salzmuseum für die Bürger und Gäste der Stadt ein Ort des Erinnerns und zugleich der Mahnung sein.“